Demokratie, kulturelle
Der Begriff der kulturellen Demokratie ergänzt den der sozialen Demokratie,
der vor allem den freien Zugang zu Erziehung und Bildung betont. In diesem Sinne
betont Kulturelle Demokratie ganz allgemein den demokratischen Zugang zu allen
kulturellen Erscheinungsformen in einer Gesellschaft. Die Forderung nach kultureller
Demokratisierung ist eng mit der
Soziokulturdebatte
der politischen Linken in Europa in den 1960er und 70er Jahren verbunden. Deren
Leitmotiv "Kultur für alle" richtete sich dagegen, dass nur noch
eine privilegierte Bevölkerungsschicht von den öffentlich finanzierten
Kunstangeboten profitierte, sei dies nun aus finanziellen Gründen, oder
weil die notwendigen "ästhetischen Codes" zwar innerhalb der
gehobenen Bürgerschicht, nicht aber in den allgemeinbildenden Schulen und
Bildungsinstitutionen vermittelt wurden. In diesem gesellschaftskritischen Sinne
arbeitete auch Pierre Bourdieu in seiner Analyse des kulturellen Konsums eine
"Ästhetik der feinen Unterschiede" heraus (Bourdieu
1983
und
1993).
Das mit dem Menschenrecht auf kulturelle Teilhabe verbundene Programm der kulturellen
Demokratie ließe sich mit Max Fuchs, Vorsitzender des deutschen Kulturrats
heute etwa folgendermaßen bestimmen: "Man sollte sich frei zu jeder
kulturellen oder künstlerischen Ausdrucksform bekennen dürfen - dies
aber auf der Grundlage einer ästhetischen Entscheidungskompetenz tun können.
Und diese muss erworben werden: im Elternhaus, in der Schule, in außerschulischen
Angeboten, in Kultureinrichtungen." (
Fuchs
2005).
Auch der Europarat stellt sein 1954 unterzeichnetes Kulturabkommen unter das
Primat der "kulturellen Demokratie" und beschreibt damit die demokratische
und basisnahe Form der Aushandlung und Umsetzung des überaus erfolgreichen
Abkommens, das in den letzten 50 Jahren jenseits der Bereiche Denkmalschutz,
Bildung und Kultur, Jugend und Sport auch eine Reihe praktischer Empfehlungen
zum Schutz nationaler Minderheiten, oder auch einer Charta der Regional- oder
Minderheitensprachen für seine inzwischen 48 Mitgliedstaaten verabschiedet
hat (vgl.
Battaini-Dragoni
2005).
Kulturabkommen
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Demokratie, multikulturelle
Multikulturelle Demokratien bieten nach UNDP-Verständnis wirksame Mechanismen
für die Teilung der Macht zwischen kulturell divergieren Gruppierungen
in Nationalstaaten. "Solche Regelungen zur Beteiligung spielen eine entscheidende
Rolle für die Sicherstellung der Rechte kulturell unterschiedlicher Gruppierungen
und Minderheiten und für die Verhinderung von Machtmissbrauch, ob nun aufgrund
von Übervorteilung durch die Mehrheit oder aufgrund der Dominanz der herrschenden
politischen Elite." (
UNDP
2004: 10). In Neuseeland hat sich z.B. durch die Ersetzung des Mehrheits-
durch ein Verhältniswahlrecht bei den Wahlen von 2002 der Anteil der gewählten
Vertreter der Maori gegenüber 1993 von drei auf 16 Prozent erhöht
und entspricht nun ihrem Anteil an der Bevölkerung. Auch in Indien führten
reservierte Parlamentssitze und Quoten für in der Verfassung aufgeführten
Stämmen und Kasten (scheduled tribes and castes) zu deren besseren politischen
Repräsentation.
Sogenannte "asymmetrische föderale Regelungen", denen zufolge
die Untereinheiten des föderal organisierten Staates mit unterschiedlichen
Befugnissen ("Sonderstatus in Bezug auf kulturelle Autonomie oder Selbstverwaltung")
ausgestattet sind, gelten als besonders erfolgreiche politische Lösungen
für die Einhegung ethnopolitischer Konfikte (z.B. Sabah und Sarawak in
Malaysia, Basken und 14 weitere communidades autonomas in Spanien, die Inuit
in Kanada). Werden sie rechtzeitig eingeführt, können sie nach UNDP-Einschätzung
gewaltsame Auseinandersetzungen verhindern (
UNDP
2004: 10).
Multikulturelle Demokratie ist auch ein Leitbegriff Grüner Integrationspolitik
in Deutschland und bezeichnet hier die aktive Integration von MigrantInnen und
Flüchtlingen in das wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Leben
in der Bundesrepublik Deutschland (vgl. z.B.:
Die
Grünen 2002).
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Dependenz
Die Dependenztheorie (von span. dependencia - Abhängigkeit) ist eine Mitte
der 1960er Jahre in Lateinamerika entstandene Entwicklungstheorie, die die Existenz
hierarchischer Abhängigkeiten (Dependenzen) zwischen Industrie- (Metropolen)
und Entwicklungsländern (Peripherien) betont. Sie ist mit den Namen des
radikalen Dependenztheoretikers André Gunder Frank (Zentrums-Peripherie
bzw. Metropole-Satellit-Modell; vgl.
Hein 2002)
und des argentinischen Entwicklungsökonomen Raúl Prebisch verbunden.
Es gibt zahlreiche Varianten und unterschiedliche Positionen. Im Wesentlichen
wurde die Ursache für Unterentwicklung nicht in den Entwicklungsländern
selber, sondern in ihrer außenwirtschaftlichen Abhängigkeit von den
Industrieländern gesehen, als Folge des Kolonialismus und einer anschließenden
Eingliederung in den von Industrieländern beherrschten Weltmarkt. Die Hauptaussagen
sind:
- Die sog. Dritte Welt ist sozial, ökonomisch und politisch im selben
Maße unterentwickelt, wie der Westen entwickelt ist. Beide Seiten
bedingen sich. Unterentwicklung ist also nicht eine mangelnde Entwicklung,
sondern das Ergebnis der Entwicklung in den Zentren. Entsprechend sind auch
Ideen "nachholender Entwicklung" abzulehnen.
- Motor für diesen wechselseitigen Prozess ist das Kapital, das nach
Profitmaximierung und Akkumulation strebt. Am einfachsten ist dies dort,
wo Arbeit und Ressourcen billig und lokale Regierungen schwach sind.
- Der durch geringe Einkommen und in der Fremdarbeit gebundene einheimische
Markt kann sich nicht entwickeln. Die extrem ungleichgewichtige Einkommensverteilung
und die Konsumwünsche der Elite führen zur völligen Importabhängigkeit.
- Die parallele Entwicklung sozialer Klassen in Zentrum und Peripherie führt
zu Interessenskongruenz und Allianzen zwischen der westlichen Bourgeoisie
und den lokalen Eliten.
Die Dependenztheorie setzt als Lösung der Probleme auf einen vom Weltmarkt
abgekoppelten und nichtkapitalistischen Entwicklungsweg. Wichtigster Vertreter
im deutschsprachigen Raum war Dieter Senghaas. Dependenz-Ansätze wenden
sich teils bewusst gegen kulturalisierende Tendenzen, um aufzuzeigen,
dass Unterentwicklung nicht durch die Kultur einer Gesellschaft, sondern durch
Ausbeutung verursacht wird.
Der Dependenztheorie wird von Kritikern vorgeworfen, Unterschiede zwischen den
Entwicklungsländern untereinander und den subjektiven Faktor, das Denken,
Streben und Handeln von Menschen als den Subjekten von Geschichte und Entwicklung,
nicht oder zu wenig zu berücksichtigen. Eine historisierende Weiterentwicklung
der Dependenztheorie ist die
Weltsystemtheorie
(World System Theory) von Immanuel Wallerstein.
Entwicklung
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Determinismus, kultureller
Theorien zu einem deterministischen Zusammenhang zwischen Kulturellen Faktoren
(in einer Kultur vorherrschende Normen, Wertvorstellungen, Verhaltensweisen)
und Wirtschaftsleistung sind immer wieder aufgestellt worden. Am bekanntesten
ist wohl die These Max Webers vom Zusammenhang zwischen einer protestantischen
Ethik und erfolgreichem Wirtschaftswachstum in Nationalstaaten des ausgehenden
19.Jahrhunderts. Webers Idee, wie auch die in den 1980er Jahren propagierte
Idee von der konfuzianischen Arbeitsethik der zu dieser Zeit am
Weltmarkt erfolgreich operierenden Japaner sind bis in die heutige Zeit in vielen
Alltagstheorien stilbildend, obwohl beide inzwischen wissenschaftlich fragwürdig
geworden sind (vgl.
Prisching 1996)
für Weber; und
Conrad
2004 für den Konfuzianismus). Auch der in der Familienbindung gesuchte
Erfolg vieler Auslandschinesen (ein Substitut für die protestantische Ethik)
lässt sich nicht verallgemeinern: der ebenfalls ausgeprägte mexikanische
Familiensinn führt nicht annähernd zu gleichen Wirtschaftserfolgen.
(
Wirtschaftsstil).
Die vorherrschende Wirtschaftspolitik eines Staates, geographische Gegebenheiten
und die Krankheitsrate sind wesentlich relevantere Faktoren für Wirtschaftswachstum
als die vorherrschende Kultur oder Religion (vgl.
UNDP
2004: 7). So begründet Samuel Huntington seine Thesen zum
"Kampf
der Kulturen" am Beispiel von Ghana und Südkorea, deren Wirtschaftsdaten
in den 1960ern noch gleich, aber sich angeblich aufgrund der unterschiedlichen
Wertvorstellungen (wie Sparsamkeit, Investitionen, harte Arbeit, Disziplin bei
Südkoreanern) auseinander entwickelten. Er berücksichtigt aber nicht
die damals schon vorhandene unterschiedliche Klassenstruktur, die enge Verknüpfung
der koreanischen Wirtschaft mit der Japans und der amerikanischen und vor allem
die viel höhere Alphabetisierungsrate und das breiter angelegte Schulsystem
im Südkorea der 1960er Jahre gegenüber Ghana (vgl.
UNDP
2004: 27).
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Deutungsmuster, kulturelle
Nach Wille sind in kulturellen Deutungsmustern kollektive Erfahrungen sedimentiert,
"die für die soziale Handlungsorientierung innerhalb einer Sprach-
und Kommunikationsgemeinschaft von zentraler Bedeutung und öffentlich sind.
Sie können nicht wie Kulturstandards empirisch erfasst werden (...).
Das Konzept der kulturellen Deutungsmuster lässt sich mit Hilfe des
kulturellen
Gedächtnisses präzisieren: Die überindividuelle Gemeinsamkeit
der im kulturellen Gedächtnis gespeicherten Wissensbestände besteht
nicht darin, dass alle Individuen eines Kollektivs über diese Wissensinhalte
verfügen, sondern dass die Inhalte des kollektiven Gedächtnisses in
Form von rituellen Inszenierungen oder in Form verschiedener Speichermedien
(Texte) öffentlich zirkulieren, erinnert und verfügbar gehalten werden"
(
Wille 2003;
Internetquelle;
vgl. auch
Altmayer
2002).
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DEZA
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) arbeitet mit einem
breiten Kulturbegriff, der nach eigener Aussage vom avantgardistischen Tanzfestival
über traditionelles Wissen bis zur Kulturanthropologie reicht. Die DEZA-Kulturarbeit
zielt danach auf eine Stärkung der eigenständigen Kulturen ab, ohne
deren Abschottung gegenüber neuen Entwicklungen zu fördern. Dabei
kommt den kulturellen Minderheiten ebenso ein besonderes Gewicht zu wie der
Rolle der Frauen als oft wichtigste Kulturträgerinnen. Kultur ist im Verständnis
der DEZA ein System von Verfahrensweisen, Normen, Regeln und Werten, das als
expressivsymbolischer Aspekt des sozialen Verhaltens die ganze Gesellschaft
umfasst. Kultur ist nie statisch und kaum rein.
Kultur wird nicht nur als ein Wert an sich, sondern auch als ein Mittel für
Entwicklung betrachtet, das gleichrangig zu anderen steht. Kulturverständnis
und Kulturentwicklung in Entwicklungs- und Transformationsprozessen in den Einsatzländern
sollen verstärkt werden. Wo es möglich und sinnvoll ist, fördert
die DEZA auch die Teilnahme und Teilhabe der ärmeren Schichten am kulturellen,
gesellschaftlichen und politischen Prozess. Der Kultur kommt - als Motor oder
als Hemmnis und im Norden wie im Süden - eine Schlüsselrolle zu und
sie hat eine ebenso große Bedeutung wie etwa eine gute Regierungsführung,
die Gleichstellung der Geschlechter oder die Schulbildung. Damit betont die
DEZA die Bedeutung der kulturellen Unterschiede im Entwicklungsprozess. Sie
weist auch auf "grundlegend verschiedene kulturelle Rahmenbedingungen für
Entwicklung" im Norden und im Süden hin, die es zu erkennen und in
den Aufbau von Entwicklungsprojekten zu integrieren gelte (vgl.
DEZA 2003b: 8).
Mindestens ein Prozent des Gesamtbudgets wird für die Förderung lokaler
Kultur eingesetzt. Als Leitlinie für dieses "Kulturprozent" dienen
die "Grundsätze der DEZA-Kulturarbeit" vom 4. November 2002.
Die DEZA versteht sich in erster Linie als ein Investor in die Software
und nur ausnahmsweise in Hardware, d. h. eher in den Aufbau von
Wissen, Institutionen und Netzwerken als von Infrastruktur. (Für einen
kurzen Überblick zur "Kulturarbeit" der DEZA, vgl.
Schärer
2004).
2003 hat die DEZA eine Broschüre herausgebracht, die ganz dem Umgang mit
Kultur gewidmet ist (
DEZA
2003b). Prinzipiell an einem breiten Kulturbegriff als Rahmenbedingung für
EZ orientiert (
Kulturbegriff,
weit), beziehen sich die meisten Beispiele praktizierter Kulturarbeit
auf den klassischen
Kultursektor.
Im gleichen Jahr erschien in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Tropeninstitut
eine Publikation zum Zusammenhang zwischen
Aids
und Kultur, in der Kultur als Ressource und nicht mehr als Hindernis
für Gesundheitsaufklärung verstanden wird (
DEZA/Schweizer
Tropeninstitut 2003;
Internetquelle).
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Dialog auf Augenhöhe
Mit diesem vor allem seit dem 11. September 2001 inflationär gebrauchten
Begriff ist eine besondere Form des Anspruchs an den
kulturellen
Dialog zwischen sich als gleichwertige Partner gegenübertretenden
Parteien unterschiedlicher Kultur- bzw. Religionszugehörigkeit gemeint.
Die deutsche Bundesregierung spricht in diesem Zusammenhang von
Entwicklungspartnerschaft.
Entwicklungszusammenarbeit vollzieht sich im Spannungsfeld zwischen differenten
Kulturentwürfen, in denen Kohärenz zwischen unterschiedlichen Vorstellungen
zu Weg und Ziel von Entwicklung zwischen den Partnern in einem dialogischen
Prozess erst hergestellt werden muss. Sie bewegt sich gleichzeitig auf einem
Feld umkämpfter Kulturentwürfe innerhalb von Gesellschaften, in die
sie sich als Gesprächspartner auf Augenhöhe mit eigenen Wertestandards
respektvoll einbringen kann. Im günstigsten Fall kann daraus ein Kulturdialog
entstehen, der auch zu einer produktiven Verunsicherung der eigenen, selbstverständlichen
Kulturentwürfe führt und damit die Voraussetzungen für eine kulturelle
Bereicherung auf beiden Seiten schafft. In Frage gestellt wird dieser produktive
Dialog auf Augenhöhe durch den strukturell im Entwicklungskontext vorhandenen
Bias zwischen Geber- und Nehmerkultur, in der im Zweifelsfall
die erstere den Diskurs und die Regeln für das Aushandeln festlegt (wer
zahlt, bestimmt).
Während der Dialog auf Augenhöhe sich in der Projektpraxis
meist im alltäglichen Aushandeln von Interessen und Positionen beweisen
muss, spielt er auf Tagungen, Kongressen, in politischen Reden, Publikationen,
Strategiepapieren, im kulturpolitischen Bereich und dem interreligiösen
Dialog in den letzten Jahren eine außerordentlich prominente Rolle.
Interkultureller
Dialog
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Dialog, interkultureller
Interkultureller Dialog findet zwischen unterschiedlichen kulturellen Gemeinschaften
statt. Die Reflexion der Dialogpartnerinnen und -partner über ihren eigenen
(kulturellen) Hintergrund, ihre Wahrnehmung der kulturellen Abgrenzung und das
In-Frage-Stellen der eigenen Werte ist ein zentrales Element von interkulturellem
Dialog. Der Erfolg des Dialogs hängt von der Bereitschaft zu Veränderungen
auf beiden Seiten ab (vgl.
Holtz
2006;
Karkoschka/Woelte
2003).
In der Entwicklungspolitik umfasst der Kulturdialog die Interaktion zwischen
Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Kulturen bei der Vorbereitung,
Durchführung und Evaluierung von EZ-Maßnahmen, bei den formalisierten
Verfahren zwischen Partnern und Gebern und dem politischen Dialog zwischen Regierungen,
die Anwendung des Partizipationskonzeptes in der deutschen EZ, die Austauschprogramme
im Wissenschafts-, Bildungs- und Kulturbereich sowie Nachkontaktmaßnahmen
etwa der Humboldt-Stiftung, des Goethe-Instituts oder des DAAD. Der Kulturdialog
umfasst außerdem die Inlandsarbeit in Deutschland und Fragen der interkulturellen
Kompetenz der Dialogpartner, der Personalauswahl, -vorbereitung und Fortbildung,
den deutschen Beitrag in der multilateralen EZ und besonders Vorhaben, die direkt
die Förderung des interkulturellen Dialogs zum Ziel haben.
Das Spezifische der interkulturellen Kommunikation bei der EZ liegt darin, dass
diese etwa im Unterschied zur global agierenden Privatwirtschaft an den Leitideen
der Armutsbekämpfung, Partizipation und Partnerschaft orientiert ist. Das
BMZ verfolgt zwei Hauptzielsetzungen mit dem interkulturellen Dialog:
1. Er soll zu einem friedlichen Miteinander und zu mehr Verständnis und
Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen beitragen.
2. das Verständnis der kulturellen Faktoren für Entwicklung stärken.
Als thematischer Schwerpunkt tritt der interkulturelle Dialog in der Entwicklungspolitik
bislang allerdings nicht auf (vgl.
Holtz
2006).
Konkrete Überschneidungen mit dem Feld der auswärtigen
Kulturpolitik
ergeben sich vor allem über das Sonderprogramm Europäisch-islamischer
Kulturdialog, für das das Amt des Beauftragten für den Dialog
mit der islamischen Welt und den Dialog der Kulturen eingerichtet wurde.
Nach Karkoschka/Woelte lassen sich drei idealtypische Formen unterscheiden:
1. self-centered dialogue, d. h. Kommunikationsteilnehmer gehen für die
wechselseitige Beurteilung vollständig von ihrer eigenen Kultur aus;
2. dominant dialogue, d. h. einer der Kommunizierenden nutzt seine Kenntnis
der anderen Kultur und der Kulturunterschiede, um sein Gegenüber zu beherrschen
3. equal dialogue, im Idealfall basiert er auf dem gegenseitigen Verständnis
der Kulturunterschiede und kulturbedingten Wertvorstellungen.
Das Problem in der Praxis ist, dass es keinen Beurteilungsmaßstab für
einen funktionierenden kulturellen Dialog gibt. Wo schon die zweimal im Jahr
stattfindenden Besuche eines lokalen Imam bei seinem christlichen Kollegen als
erfolgreicher interkultureller Dialog auf Projektebene gefeiert werden, bleibt
vom rhetorischen Anspruch in den Konzepten wenig übrig.
Dialog
auf Augenhöhe;
Intrakulturelle
Vielfalt
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Dialog, interreligiöser
Eine spezielle Form des >interkulturellen Dialogs in Bezug auf (Kulturen
auch übergreifende) Religionsgemeinschaften. Zwischen den Vertretern der
großen Glaubensgemeinschaften (v.a. christlicher Denominationen, des Judentums,
des Islam) findet dieser Dialog schon lange statt. In der EZ ist damit in erster
Linie der Dialog zwischen politischen Vertretern aus islamisch geprägten
Staaten und westlichen Entscheidungsträgern gemeint.
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Dialogkompetenz
Dialogkompetenz ist eine wichtige Eigenschaft >interkultureller Kompetenz.
Nach einem von Peter Senge und Kollegen am Massachusetts Institute for Technology
(MIT) entwickelten Dialogkonzept, gehört zur Dialogkompetenz die Beachtung
bestimmter "Kernfähigkeiten": die Haltung eines Lernenden einnehmen;
radikalen Respekt für den Partner entwickeln; offen sein; von
Herzen sprechen und dem Gegenüber sorgfältig zuhören; den Dialogprozess
verlangsamen und sich selbst beobachten lernen; Annahmen und Bewertungen zurückstellen
(vgl.
Hartkemeyer
et al. 1998: 78-95).
Die im interkulturellen Dialog auftretenden verschiedenen Kommunikationshaltungen
reflektieren dabei auch unterschiedliche kulturelle Kommunikationstypen, die
im Laufe eines solchen Dialog-Prozesses wahrgenommen und unter Beachtung der
Kommunikationsregeln ausgehandelt werden müssen.
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Diaspora
In einer immer stärker vernetzten Welt bekommen die Begriffe Heimat
und Fremde eine neue Bedeutung. Sie sind nicht mehr territorial
an das hier oder dort gebunden, sondern existieren gleichzeitig
am selben Ort. Viele Menschen leben und arbeiten in der Fremde und schaffen
sich dort eine Heimat fern der Heimat, ohne dabei jedoch den Bezug
zu ihrer Herkunftskultur zu verlieren. Es kommt sogar vor, dass sich dieser
Bezug überhaupt erst in der Fremde herstellt (vgl.
Moosmüller
2002).
Der Begriff Diaspora (griech. Zerstreuung) bezog sich ursprünglich auf
die von den Römern über das gesamte römische Reich zerstreuten
Juden. Später wurde er auf die christliche Diaspora (z. B. in Ost- und
Südostasien) bzw. innerhalb der christlichen Kirchen auf die konfessionelle
Diasporasituation (z. B. Protestanten in Südeuropa) bezogen. Seit dem späten
20. Jahrhundert bezeichnet der Begriff Menschen oder ethnische Gruppen, die
zwangsweise ihre traditionelle ethnische Heimat verlassen mussten und über
andere Teile der Welt zerstreut in Minderheitssituationen leben. Die größte
Zahl durch Flucht entwurzelter ethnischer Gruppen befindet sich in Afrika.
Diasporakulturen sind Formen transnationaler Kultur (
Translokale
soziale Praxis;
Transnationalisierung),
sie überspannen nationale Grenzen und stellen sie damit in Frage (
Clifford
1995). "Die Unsicherheit oder Unmöglichkeit einer Rückkehr
und die Probleme der Erhaltung kultureller Gemeinsamkeit unter den verschiedenartigen
Bedingungen unterschiedlicher Gastländer stellen besondere Anforderungen
an eine Kultur der Diaspora (
Dabag/Platt
1993)", so Kokot (
2003;
"Über die materiellen Probleme hinaus stellt die Diasporasituation
die Frage der kulturellen Identität. Freiwillige oder erzwungene Ab- und
Ausgrenzung einerseits,
Assimilation
bis zum Verlust der eigenen Wurzeln andererseits sind die Extreme, zwischen
denen Diasporabevölkerungen ihren Weg suchen. Es entsteht eine Dreiecksbeziehung
zwischen Herkunftskultur oder wahrgenommener
Heimat,
der jeweiligen Umgebung und den übrigen Diasporagemeinden, deren Geschichte
und Situation so unterschiedlich sein kann, dass auch sie als fremd
wahrgenommen werden. (...).
Über die Beziehung zur Heimat bestehen in einer Diasporakultur oft divergierende
Vorstellungen, die von verschiedenen Interessengruppen mit dem Anspruch vertreten
werden, die eigentliche Identität zu definieren und damit Führungsrollen
zu übernehmen. Die seit Jahrhunderten gewonnenen Erfahrungen im Umgang
mit Identität können aber auch wertvoll sein für eine Welt, in
der kulturelle Vielfalt zur Normalsituation wird" (
Wikipedia
2004: Diaspora;
Internetquelle).
Das Internet eröffnet ganz neue Wege der Kommunikation für Migranten
in den Diasporas. Es verändert nicht nur die persönlichen Verbindungen
zwischen den in der Diaspora lebenden Familienmitgliedern und ihren Familien
zu Hause, sondern auf vielfältige Weise auch die Beziehungen zwischen Diasporas
und ihren Herkunftsstaaten. "Das Internet intensiviert die Beziehung zwischen
Staat und Diaspora. Aktivisten und Exilgemeinschaften weltweit nutzen die Macht
der neuen Medien im Kampf gegen ihre politischen Gegner. Das Internet hilft
zugleich, Regierungen einen engeren Kontakt zu ihren im Ausland lebenden Staatsbürgern
zu etablieren." (
Breidenbach/Zukrigl
2002a;
Internetquelle).
Breidenbach/Nyíri (
2002)
zeigen in einer ethnographischen Studie, dass es in Diasporakulturen, wie z.
B. die der Auslandschinesen in Ungarn, zu einer starken Diskrepanz zwischen
der öffentlichen Selbstdarstellung und der veränderten Selbstwahrnehmung
kommt: Während das nach außen projizierte Bild noch in großem
Maße den auch von interkulturellen Experten stereotyp zugeordneten Merkmalen
der dynamischen, hart arbeitenden und familienbewussten "chinesischen Werte"
entspricht, verändern sich die tatsächlichen Lebensformen und Werte
in der Diaspora durch neue Spielräume und den Kontakt mit fremden Lebensweisen.
Die Auslandschinesen schätzen die neu gewonnen sozialen Freiheiten fast
noch mehr als die materielle Lebensqualität, die oft hinter den Erwartungen
zurückbleibt. "Hier gibt es keine Parteizellen, keine Arbeitsgewerkschaften,
keine Jugendliga, keine Frauenliga, keine Arbeitseinheit, kein Straßenkomitee.
Für viele fühlt sich das Leben hier ganz neu an. Der geringere
soziale Druck bringt es mit sich, dass Chinesen sich Freiheiten nehmen und ein
Verhalten an den Tag legen, das in der eigenen Presse als typisch amerikanisch
beschrieben würde" (
Breidenbach/Nyíri
2004: 29). Das Sich-patriotisch-Gerieren in der Öffentlichkeit macht
trotzdem Sinn, weil die chinesischen Migranten in Ungarn in hohem Maße
von den wirtschaftlichen Netzwerken und dem politischen Goodwill
ihres Herkunftslandes abhängig sind, das ein solches patriotisches Verhalten
erwartet.
Entwicklungspolitisch werden derzeit vor allem die Nachteile (Brain Drain)
und die Vorteile (Rücküberweisungen, Impulse für die heimische
Volkswirtschaft) der Migration für die Herkunftsländer diskutiert
(vgl.
Mundt 2004;)
und weitere Beiträge in E+Z 10/2004). In der internationalen EZ ist es
eine Überlegung, Vertreter der Ausland-Diaspora als in beiden Kulturen
kompetente Experten verstärkt für die lokale Expertise im Rahmen von
Entwicklungsprozessen zu gewinnen.
Ethnisierung;
Ethnizität,
politisierte;
Exil;
Heimat;
Third
culture
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Differenz, kulturelle
Die Annahme kultureller Differenz zwischen Nationen oder Angehörigen verschiedener
Kulturen und die Notwendigkeit dazwischen zu vermitteln, ist ein wichtiger Pfeiler
interkultureller Kompetenzarbeit. (
Kulturdistanz)
Allerdings bezeichnet der Ausdruck Differenz im Allgemeinen einen Unterschied
auf der Grundlage eines expliziten Vergleichsmaßstabs. Dieser explizite
Vergleichsmaßstab existiert bei Kulturen nicht, da die Frage, was Kulturzugehörigkeit
ausmacht, in hohem Maße Basis von Macht, Dominanz und Aushandlungsprozessen
abhängig ist, und gerade heute mit Zunahme von
Hybridisierungstendenzen
und nebeneinander lebbaren Mehrfachidentitäten immer schwerer objektivierbar
ist. (
Identity
Switching).
Eine ausgesprochen differenztheoretische Position vertrat in der Vergangenheit
die interkulturelle Pädagogik (vor allem im Entstehungszusammenhang der
"Ausländerpädagogik" der 1960er Jahre). Heute wird dieser
Ansatz zumindest mit einer Bejahung und der Anerkennung der Unterschiede ("anerkennungs-
oder akzeptanztheoretische Grundhaltung") verbunden. Dies ist bedeutsam,
weil in konkreten Konfliktsituationen, die vordergründig kultureller/ethnischer
Natur zu sein scheinen, immer auch die Frage wichtig ist, ob die kulturelle/ethnische
Konfliktkarte hier nicht nur von einem (oder beiden) Akteuren ausgespielt wird,
um einen darunter liegenden sozialen Konflikt zu kaschieren. (
Essentialismus,
strategischer)
Auch die interkulturelle Kompetenzforschung ist von dieser selbstreflexiven
Frage nicht ausgenommen, da es ja für sie äußerst produktiv
ist, möglichst an vielen Orten Kulturelle Differenz zu entdecken. Deshalb
scheint es empfehlenswert, kulturelle Differenz einerseits als existent und
auch im Zunehmen begriffen zu erkennen, gleichzeitig jedoch auch andererseits
Sensibilisierungs-Parameter zu entwickeln, die es erlauben, tatsächliche
Kulturkonflikte bzw. missverständlich laufende Kulturdialoge von "Camouflage-Kulturkonflikten"
zu unterscheiden, und die Problematik von Differenzkategorien immer kritisch
mitzudenken, nach dem Motto: Nicht Differenzen zwischen Kulturen führen
zu Konflikten, sondern Missverständnisse über Kulturen.
Die neuere Diskussion zu kultureller Differenz lässt sich ganz gut verfolgen
z.B. in:
Boyacigiller
et al. 2003;
Mecheril
2002;
Düssel
et al. 2001.
Kompetenz,
interkulturelle;
Kulturdistanz
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Dimension, soziale
Soziale, soziokulturelle und sozioökonomische Dimensionen werden in der
EZ-Literatur nicht sauber unterschieden und oft synonym verwendet. Sie betonen
nur manchmal explizit den in ihrer Begrifflichkeit enthaltenen Fokus. So fällt
z. B. vieles, was im deutschsprachigen Kontext unter die soziokulturelle oder
kulturelle Dimension subsumiert wird, im anglophonen Raum unter die social
dimension.
Neubert (
1999)
fasst die soziale Dimension der EZ wie folgt zusammen: "Sozial" bedeutet,
"die Ordnung der menschlichen Gesellschaft betreffend" und bezieht
sich auf das Verhältnis zwischen Individuen, zwischen Individuen und Gruppen
und zwischen Gruppen innerhalb einer Gesellschaft. Nach einer Definition der
Weltbank ist mit der sozialen Dimension das Wohlergehen von Menschen gemeint,
d. h. ihre Lebensqualität, ihre Bildung und die Qualität und Dauerhaftigkeit
ihrer Institutionen und Beziehungen. Im entwicklungspolitischen Zusammenhang
stellt die soziale Dimension ein Querschnittskriterium dar, das in einer kulturellen,
politischen und ökonomischen Dimension wirksam wird." (
Neubert 1999;)
Neubert fährt fort: "Die soziale Dimension wurde bis vor wenigen Jahren
als Planungs- und Bewertungsebene der Entwicklungszusammenarbeit vernachlässigt.
Erste Ansätze zur Operationalisierung sozioökonomischer Wirkungen
wurden von der Wissenschaft zwar bereits im Rahmen des Grundbedürfnis-Ansatzes
der 70er Jahre erarbeitet. Als zentraler Aspekt der Projektbewertung gilt die
soziale Dimension jedoch erst, seitdem die Wirksamkeit von Entwicklungsprojekten
öffentlich diskutiert wird und die Legitimität des gesamten Politikfeldes
in Frage steht. (...) Um die Operationalisierung sozialer Entwicklung bemühen
sich verschiedene Entwicklungsorganisationen. Während Arbeitskreise der
Weltbank und des Department for International Development (DFID) Rahmenkonzepte
für die Makro- und Mesoebene entwickelt haben, präsentierte die Overseas
Development Administration (ODA) schon einige Jahre früher ein Konzept
zu sozialen Schlüsselprozessen, unter die alle relevanten sozialen Kategorien
subsumierbar sind und die die Entwicklung des Lebensstandards, den Zugang zu
Ressourcen, die Aneignung von Wissen sowie die Beteiligung an Rechten und Macht
enthalten" (
Neubert
1999;).
Neubert selbst hat für die Mikroebene ein eigenes Instrument zur armutsorientierten
sozialen Wirkungsanalyse (SWAP) entwickelt (vgl.
Neubert
1999).
Die soziale Dimension spielt außerdem als eine der vier Dimensionen von
nachhaltiger Entwicklung (soziale, wirtschaftliche, ökologische, politisch-institutionelle
Dimension) eine Rolle und könnte auch einen kulturellen Diskurs zu nachhaltiger
Entwicklung befördern.
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Diskurs
Diskurse werden als historisch bestimmte Aussageformationen definiert, die festlegen,
was gesagt und nicht gesagt werden kann, was überhaupt diskutierbar ist.
Ihre Institutionalisierung legt auch fest, wer zu Aussagen, Fragen, Zweifeln
befugt ist.
Diskurse gehören nach Foucault immer einem ganz bestimmten Formationsgebiet
zu, wie z. B. der Klinik, der Psychiatrie, der Sexualwissenschaft oder der Ökonomie.
Diskurse produzieren danach auf geregelte Weise soziale Gegenstände wie
Wahrheit, Realität und Normalität bzw. Wahnsinn, Lüge und Abweichung
sowie die ihnen entsprechenden Subjektivitäten (
Babka
2003b;
Internetquelle).
Der Begriff vom herrschaftsfreien Diskurs ist eng mit der Philosophie
Jürgen Habermas' verknüpft. Demnach sind die beste Versicherung für
wahre Erkenntnisse, richtige Normen und wahrhafte Gefühle der herrschaftsfreie
Diskurs, der ein rational nachvollziehbares Ergebnis liefern wird (vgl.
Wikipedia
2004: Diskurs;
Internetquelle).
In der Realität positionieren sich Individuen und Gruppen in gesellschaftlichen
Diskursen. Dies steht jedoch immer im Zusammenhang mit >Macht. Wer die Macht
hat, definiert den Diskurs. Diskurse sind in diesem Sinne nicht unschuldig
(
Auernheimer
2003: 72).
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Dissenzbewusstsein
Ein voreiliger oder zwanghaft herbeigeführter Konsens wirkt langfristig
in der Regel negativ, weil er (kulturelle) Unterschiede nur verdeckt, aber nicht
beseitigt. Unterschiedliche Positionen und Standpunkte bewusst zu halten, ist
dementsprechend wichtig, um eine Akzeptanz aller Beteiligten herbeiführen
zu können (
IKO
2004;
Internetquelle).
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Divergenz vs. Konvergenz
Angesichts der fortschreitenden Globalisierung werden zwei unterschiedliche
Entwicklungen prognostiziert. In der Konvergenzhypothese wird davon ausgegangen,
dass die globale Vernetzung von Kulturen, Nationen, Menschen etc. zu einer
kulturellen
Globalisierung, d. h. einer Nivellierung kultureller Unterschiede führt.
In der Divergenzhypothese wird eben diese Option einer Weltkultur bestritten
und der Erhalt der kulturellen Differenz bzw. das weitere Auseinanderlaufen
unterschiedlicher Kulturentwürfe prognostiziert (
Kulturalismus).
Globalisierungstheoretiker wie Beck (
1997
u. a.) oder Robertson (
1998)
entwickeln unter Stichworten wie
Glokalisierung
Modelle und Theorien, die einen Brückenschlag zwischen den genannten Extrempositionen
anstreben (vgl.
Wille
2003).
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Diversitätskompetenz
Der Ausdruck stammt aus der Diversity-Forschung. Man unterscheidet fünf
Stufen von Diversitätskompetenz: Akzeptanz von Differenzen; Diversitätstoleranz;
Diversitätsgestaltung; Diversitätskultur; Koevolution;
kulturelle
Vielfalt.
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Diversity
Vielfalt,
kulturelle
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Dritte Welt
Das Glossar "Internationale Politik, Entwicklung und Frieden" erläutert
die Verwendung des Begriffs wie folgt: "Alle Begriffe, die im Vergleich
zum Westen ärmere, weniger industrialisierte Länder meinen,
haben ihre Nachteile. Früher waren mit Erster Welt die Industrieländer
gemeint, im wesentlichen Westeuropa, Nordamerika, Japan, Australien und Neuseeland.
Mit Zweiter Welt waren die Ostblock-Länder und mit Dritter
Welt der Rest gemeint.
Zwischenzeitlich wurde der aus dem Französischen stammende Begriff, der
1961 durch Frantz Fanons Schrift "Die Verdammten dieser Erde" als
Bezeichnung für die kolonialisierten, unterentwickelten Ländern eingeführt
wurde, nur mit einem so genannte davor verwendet.
Inzwischen ist auch von Vierter Welt die Rede, wenn man die ökonomisch
am wenigsten entwickelten Länder meint. Schon die Position
am Schluss der Aufzählung ließ manchen diese Kategorisierung nicht
akzeptieren; des weiteren wird hier der Eindruck einer so nicht vorhandenen
Einheit der Länder in ihrer jeweiligen Kategorie erweckt. Der Begriff Entwicklungsländer
wird ebenso kritisiert, weil er Entwicklung vortäusche, die in Wirklichkeit
nicht stattfinde, oder weil er ein Entwicklungsdefizit meint, das eigentlich
auch für die Industrieländer gelte, die zwar entwickelt, aber falsch
entwickelt seien. Da alle Begriffe ihre Nachteile haben, bleibt festzustellen,
dass bei Dritter Welt doch zumindest einigermaßen klar ist,
was gemeint ist: die ärmeren Länder, die nicht über die Möglichkeit
verfügen, ihrer Bevölkerung einen Lebensstandard wie in den industrialisierten
Ländern zu sichern" (
Internationale
Politik, Frieden und Entwicklung (o. J.);
Internetquelle).
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Dritter Sektor
Dritter Sektor (nicht zu verwechseln mit "Tertiärer" = Dienstleistungs-Sektor)
bezeichnet in Abgrenzung zum Staat (1. Sektor) und der profitorientierten Marktwirtschaft
(2. Sektor) die dazwischen liegenden intermediären Gesellschaftsformen,
die Organisationen der
Zivilgesellschaft,
genauer die gemeinnützigen "Not-for-Profit"-Organisationen. "Die
Besonderheit des Dritten Sektors liegt in der Verknüpfung von freiwilligem
Engagement und Erwerbsarbeit, von Dienstleistungserbringung, Partizipation und
politischen Aktivitäten und schließlich in der Integration wirtschaftlicher
und sozialer Ziele." (
Kotlenga/Klute
2004).
Die Gleichsetzung mit Zivilgesellschaft ist gebräuchlich, aber umstritten,
weil hierzu auch profitorientierte Gesellschaften gezählt werden. "Der
Begriff ist dynamisch zu verstehen, es gibt Überschneidungen und Weiterentwicklungen.
Zum Dritten Sektor zählen auf europäischer Ebene auch die Genossenschaften,
Gegenseitigkeits-Gesellschaften (z. B. Versicherungen) und Stiftungen, sowie
Aktionsgruppen und Initiativen bürgerschaftlichen Engagements ohne eigenen
rechtlichen Status" (Weidel 2002: 9; cit. in:
Grützke/Boual
2002).
Der Begriff ist durch seine Verwendung in den USA als Gegenmodell zum sozialorientierten
Staat ideologisch einseitig belastet. Problematisch wird dies auch in einzelnen
Überlegungen in der EZ-Szene, den Staat durch Übertragung von staatlichen
Aufgaben (z. B. Bildung) auf den Dritten Sektor von seinen Aufgaben zu entlasten.
Auch sieht sich der Dritte Sektor einer Neubestimmung des ordnungspolitischen
Rahmens für die Liberalisierung von Dienstleistungsmärkten durch das
Welthandelsabkommen (GATS) gegenüber, was z. B. seine steuerrechtlichen
Privilegien in Frage stellt. Dem wird unter anderem in einem: "Memorandum
für einen gemeinwohlorientierten Dritten Sektor" entgegengewirkt.
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