Identität
Von lateinisch idem = dasselbe. Auf sozialer Ebene wird darunter das dauernde
"Sich-selbst-als-gleich-erleben" von Individuen verstanden. Im Wesentlichen
wird dies durch die Übernahme sozialer Rollen und Gruppenmitgliedschaften
bzw. durch die Anerkennung dieser Rollen von außen geleistet (am stärksten
in der Adoleszenzphase).
Identität, die von außen zugewiesen wird, so Laatsch (
2002),
orientiert sich an festgelegten gesellschaftlichen Rollen. Diese basieren auf
äußeren Merkmalen der Person, auf dem Verhalten in der Öffentlichkeit
und auf sozialen Klischees. So führen z. B. Merkmale wie die Hautfarbe,
angepasstes oder unangepasstes öffentliches Verhalten (
Habitus)
oder durch Äußerlichkeiten vorgenommene Zuordnung zu gewissen Gruppen
("Penner", "Punk" ...) oder
Milieus
relativ schnell zu positiven oder negativen Zuschreibungen (vgl.
Laatsch
2002;
Internetquelle).
Im Prozess der Selbstfindung, also der Identitätsbildung von innen, werden
sowohl durch eigene Interessen und Bedürfnisse als auch über Abgrenzung
oder Aneignung eigene Vorstellungen vom Selbst entwickelt. Auch die Abgrenzung
z. B. von der Lebensweise der eigenen Eltern (Ablehnung der Ehe als Institution)
oder die Aneignung z. B. subkultureller Verhaltensmuster (Punk zu werden, weil
ein Freund dies ist; bestimmte Kleidung zu tragen, weil diese mit linker Kultur
verbunden wird) trägt zur Bildung einer eigenen Identität bei. Alles
in allem ist Identitätsbildung nichts Starres, Abgeschlossenes, sondern
ist als ständiger Prozess zu begreifen, in dem der Druck aus dem sozialen
Umfeld mal stärker, mal schwächer auf die eigene Identitätsbildung
wirkt und dadurch je nach Situation einzelne Teile der Identität betont
werden (weitgehend nach
Laatsch
2002;
Internetquelle).
Identity
Switching;

Identität
(
hybride;
kollektive;
kulturelle)
zum
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Identität, hybride
Hybridität
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Identität, kollektive
Kollektive Identität ist nicht die essentielle Eigenschaft einer Kulturgemeinschaft,
sondern resultiert aus den Eigenarten einer Kommunikationsbeziehung (
Rösch
2004: 59). Sie ist angewiesen auf die "Selbsterfahrung kollektiver
Akteure im gemeinsamen Handeln" (
Giesen
1999: 119). "Erst wenn sich Einzelne zusammenschließen und im
Vollzug ihres Handelns die individuellen Unterschiede vergessen oder zurückstellen,
existieren sie als ein kollektiver Akteur" (
Fauser
2003: 137). In seiner Essentialisierungstendenz ist der Begriff damit äußerst
problematisch.
Triebel schlägt vor, besser von "gruppenkonstituierenden Identifikationsprozessen"
zu sprechen (
2004:
77). Im Rahmen der gesamten Debatte um die Kontingenz von Kultur (
Kultur
als Fluxus),
Kreolisierungsprozesse
und die Zugehörigkeit von Individuen zu verschiedenen
Kulturfeldern,
spricht viel dafür, den Begriff der kollektiven Identität oder auch
festgeprägter
Mentalität
zumindest im Singular aufzugeben.
Kollektive Identifikationsprozesse differenzieren sich sowohl auf transnationaler
Ebene (z. B. katholische Christen; Islam als transnationale Identität,
Diaspora- Migranten) als auch unterhalb der nationalen Ebene in der Zuschreibung
(Affiliation) zu Regionen,
Milieus
und der Beheimatung in neuen lokalen Kontexten (
Heimat,
Diaspora).
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Identität, kulturelle
Identität meint individuell das Selbstverständnis als kohärentes
Wesen mit bestimmten Eigenschaften und einer Geschichte; bezogen auf eine Kultur
das gemeinsame Selbstverständnis ihrer Angehörigen.
Diese Position wird jedoch auch kritisiert: Für die modernen Praxistheorien
(
Bourdieu
1979;
Goffman
1983) sind Subjekte in allen ihren Merkmalen Produkte historisch und kulturell
spezifischer Praktiken, und sie existieren nur innerhalb des Vollzugs sozialer
Praktiken. Das Subjekt besitzt keinen authentischen Kern, geschweige
denn eine angeborene kulturelle Disposition es ist vielmehr ein "Kreuzungspunkt
unterschiedlicher Verhaltens/Wissenskomplexe sozialer Praktiken, ein mehr oder
minder loses Bündel von praktischen Wissensformen" (
Reckwitz
2001: 296). Vgl. auch
Habitus;
Hybridität;
Kapital
(kulturelles);
Gruppe
(kulturelle);
Ethnizität
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Identitätspolitik
Bemühungen, die Wahrnehmung einer kulturellen Kategorie oder Gruppe bei
ihren Mitgliedern zu beeinflussen oder die Wahrnehmung seitens anderer zu steuern.
Meist geht es dabei um Ansprüche oder Interessen, die als homogen wahrgenommene
Gruppe innerhalb nationalstaatlicher Verteilungskonflikte leichter durchzusetzen
sind. Identitätspolitik bedeutet immer eine bewusst gesetzte Grenzziehung
zwischen dem Eigenen (die dazu gehören) und dem Anderen (die ausgeschlossen
sind). Ein wichtiges Element ist dabei die
Essentialisierung,
d. h. die Festschreibung des Anderen auf seine Andersartigkeit bzw. des Eigenen
auf seine ursprüngliche Wesenheit (Essenz), wobei innere Differenzen nivelliert
werden.
Ein gutes Beispiel für Identitätspolitik ist die Frauenbewegung: Um
die Identität "Frau" in einer Umgebung zu stärken, die diese
Identität systematisch unterdrückt und als "schwächer"
kennzeichnet, schlossen sich Menschen zusammen, deren verbindendes Element das
Frau-sein war. Dieses identitätsstiftende Element wurde betont und in der
Öffentlichkeit als dem Element "Mann" gleichberechtigt propagiert.
In diesem Prozess wurden andere Differenzen zugunsten der Identität Frau
vernachlässigt. Der Vorteil der Essentialisierung liegt in der größeren
politischen Durchsetzungskraft eigener Veränderungsziele. Der Nachteil
liegt in der Abgrenzung der Gruppe nach außen und einem Vereinheitlichungszwang
nach innen (vgl.
Laatsch
2002;
Internetquelle).
Der Ambivalenz der Unmöglichkeit und gleichzeitig Unverzichtbarkeit einer
Identitäts-Politik, deren Konstruktionscharakter den Beteiligten selbst
bewusst ist, stellt Gayatri Chakravorty Spivak den Entwurf des strategischen
Essentialismus entgegen (vgl.
Spivak
1996).
Ethnisierung;
Essentialismus,
strategischer;
Kulturalisierung
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Identity Switching
Das Wechseln zwischen unterschiedlichen Teilidentitäten wird heute als
selbstverständliche Option in der Ethnizitätsdebatte angesehen (für
Individuen, aber auch für ganze Gruppen). Identitätswechsel ist besonders
nahe liegend, wenn die eigene Gruppe gesellschaftlich diskriminiert ist und
gleichzeitig durch den Wechsel berufliche Aufstiegschancen bestehen, bzw. der
Wechsel von der dominanten Gruppe positiv sanktioniert wird.
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Indigene Völker
Völker,
indigene
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Indigene Völker oder
Indigene Menschen?
Die Frage, ob es indigenous peoples (Völker) oder nur indigenous
people (Menschen) gibt, ist umstritten. "Aus diesem Grund heißt
die zuständige UNO-Arbeitsgruppe bis heute Working Group on Indigenous
Populations und nicht Working Group on Indigenous Peoples.
Ebenso heißt das von der UNO ausgerufene Jahrzehnt der Indigenen Völker
offiziell Decade of the Worlds Indigenous People und ein neu
eingerichtetes UN-Gremium in New York, das ursprünglich den Namen Permanent
Forum on Indigenous Peoples erhalten sollte, wurde letztendlich unter
dem Namen Permanent Forum on Indigenous Issues (Angelegenheiten)
gegründet. Der ernsthafte Hintergrund dieses Streits ist, dass das Völkerrecht
mit dem Begriff Volk weit reichende spezifische Rechte verbindet, zuallererst
das Recht auf Selbstbestimmung, was die freie Verfügung über Land
und Ressourcen einschließt.
Da indigene Völker häufig in den ressourcenreichen Regionen leben,
fürchten zahlreiche Regierungen, im Falle einer Anerkennung dieses Rechts,
die Kontrolle über diese Bodenschätze zu verlieren. Weiterhin besteht
in Ländern, wo gewaltsame Konflikte zwischen Regierungen und indigenen
Völkern stattfinden, mitunter die Befürchtung einer Sezession der
letzteren. Historisch gibt es jedoch zahlreiche Beispiele dafür, dass Kolonialmächte
indigene Völker als souveräne Rechtssubjekte anerkannt haben"
(
Wikipedia
2004: indigene Völker;
Internetquelle).
Auch das BMZ verwendet die Begriffe Bevölkerung oder Bevölkerungsgruppen
(
BMZ 1999a).
Die einzig völkerrechtlich verbindliche Konvention ist das "Übereinkommen
169 über eingeborene und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen
Ländern" ("Indigenous and Tribal Peoples Convention") der
ILO von 1989 (vgl.
ILO
1989;
Internetquelle).
Sie ist jedoch in Europa bisher nur von wenigen Staaten (z. B. Niederlande,
Skandinavische Staaten), weltweit von gerade einem Dutzend Staaten ratifiziert.
Daneben sind noch die UNCED Agenda 21 von Rio 1992 (insbes. Kapitel 26: Anerkennung
und Stärkung der Rechte der indigenen Bevölkerungsgruppen) und der
UN-Arbeitsgruppenentwurf der "Allgemeinen Erklärung der Rechte indigener
Völker" von 1993 wichtige Dokumente.
Die Weltbank hat Ende der 1980er Direktiven zum Umgang mit indigenen Völkern
in Weltbankprojekten ausgegeben (OD 4. 20 Indigenous Peoples). Zentrales Instrument
ist der sog. "Indigenous Peoples Development Plan" (IPDP): "The
Plan is designed in a culturally appropriate manner and is based on the full
consideration of the options preferred by the indigenous people affected by
the project." Elements of an IPDP include: an assessment of the legal framework;
collection of baseline data; examination of land tenure; strategy for local
participation; design of mitigation measures and activities; assessment of institutional
capacity; an implementation schedule and a system for monitoring and evaluation"
(
World Bank 2006).
Im Jahr 2001 wurden diese Direktiven angepasst. Indigene sollen nun mehr Mitspracherechte
bei Planung, Durchführung, Monitoring und Evaluierung von Projekten und
Programmen bekommen ("informed participation"; "sharing in the
social and economic benefits of development projects": vgl.
World Bank 2001).
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Indigenes Wissen
Wissen,
indigenes
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Informed Consent
Informed consent (informierte Zustimmung) ist die qualifizierte
Zustimmung, die gegeben wurde, nachdem die Gegenseite einer Aufklärungspflicht
nachgekommen ist.
In der EZ bezieht sich dies auf die Haltung, nach der die von Projekten betroffene
Bevölkerung in einem frühen Stadium der Planung einbezogen werden
soll, um so eine auf umfassender Information basierende Zustimmung zu erreichen,
oder aber von Projekten abzusehen. Dies betrifft vor allem das Selbstbestimmungsrecht
der
indigenen
Völker. In Fällen, wo z. B. transnationale Konzerne große
industrielle Vorhaben (z. B. Bau von Großstaudämmen, Erdöl-
oder Uranförderung, Atomtests, Entsorgung von Giftmüll) auf von indigenen
Völkern genutzten oder bewohnten Territorien planen, fordern indigene Völker,
dass dies nur nach einer "freien, vorherigen und informierten Zustimmung"
geschehen darf (Free, Prior and Informed Consent; vgl. das neueste Dokument
der UN-Menschenrechtskommission:
UN
2004;
Internetquelle).
In einigen Ländern ist die Forderung nach "Free, Prior and Informed
Consent" bereits gesetzlich verwirklicht, so etwa in den Philippinen. Während
die deutsche Bundesregierung diese Rechtsposition in letzter Zeit zu unterstützen
scheint, versucht die Weltbank dem in ihren eher zahnlosen Instrumenten der
"Safeguard" und "Do-no-harm-Politik" nachzukommen (Umwelt
und Sozialleitlinien; nichtintendierte Folgen der humanitären EZ).
Völker,
indigene
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Informeller Sektor
Der informelle Sektor wird auch Schattenwirtschaft oder Überlebensökonomie
genannt und bezeichnet außerhalb von Sozialsystemen und Besteuerung oder
sonstiger staatlicher Regelung und Fördersystemen entwickelte wirtschaftliche
Kleinstaktivitäten (Schuhputzer). Von den einen werden unternehmerische
Initiative und Kreativität hervorgehoben, von den anderen arbeitsintensive
Produktion, einfache Technologie, geringe Qualifizierung, schlechte Bezahlung,
keine soziale Sicherheit, geringer gewerkschaftlicher Organisationsgrad, erhebliche
Auslieferung der staatlichen Willkür gegenüber und der Korruption
(vgl.
Internationale
Politik, Frieden und Entwicklung (o. J.);
Internetquelle).
"Der informelle Sektor unterscheidet sich durch einige Besonderheiten vom
formellen Sektor: kaum oder keine Trennung der Produktionsfaktoren Arbeit und
Kapital; Entzug staatlicher Kontrolle; kaum formalisierte Beschäftigungsverhältnisse;
meist kleine Produktionseinheiten; niedrige Organisationsebene, Beschäftigung
von Familienmitgliedern; fließender Übergang/Dominanz der Subsistenzwirtschaft;
durch fehlende staatliche Regulierung greifen staatliche Standards (Mindestlohn,
Sozialversicherung) oft nicht; keine eigene Rechtspersönlichkeit des Unternehmens;
Eigentümer sind private Haushalte oder Privatpersonen" (
Wikipedia
2004: Informelle Wirtschaft;
Internetquelle).
In vielen Ländern absorbiert der informelle Sektor derzeit die Mehrheit
aller neu auf den Arbeitsmarkt strömenden Menschen, weswegen er verstärkt
in Entwicklungspolitiken berücksichtigt werden müsste.
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Institution (kulturelle)
Kulturell entsprechen Institutionen (i. S. von Praktiken) Konventionen, die
durch standardisiertes und internalisiertes Verhalten von Mitgliedern einer
bestimmten Gruppe zum Ausdruck kommen. Nach Hansen (
1993)
ersetzt Institution zum einen die innere, individuelle Motivation durch eine
Außensteuerung (standardisierte Handlungen erfolgen nicht aus inneren
Bedürfnissen und Motivationen heraus, sondern aufgrund einer Sollsuggestion,
die von der Institution ausgeht). Die Institution stellt zum anderen eine Verbindung
von Sinn und Gesinnung her (sie repräsentiert die Normalität, die
nicht hinterfragt wird), und sie liefert Gesinnung gleich mit: den mitverpflichtenden
Komplex von Ideen, Gefühlen, Affekten und Verhaltensbereitschaften, die
zur jeweiligen Institution gehören; sie schafft Stabilität, Ordnung
und Sicherheit und verhindert das Chaos (vgl.
Hansen
1993: 95-114).
Wille merkt kritisch an, dass in diesem Ansatz von Hansen das Individuum als
autonomes Wesen völlig in den Hintergrund tritt (
Wille
2003;
Internetquelle).
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Institutionenanalyse (Institutional Analysis)
Institutional Analysis (IA) ist ein Teil der
Social
Analysis der Weltbank. Sie fokussiert vor allem auf die Verträglichkeit
(feasibility) und die Nachhaltigkeit (Sustainability) von vorgeschlagenen Entwicklungsinitiativen.
Dabei wird vor allem analysiert, welchen Einfluss formelle und informelle, öffentliche
und private, Profit- und Non-Profit-Organisationen auf den Projekterfolg haben
und inwieweit benachteiligte Menschen von ihnen profitieren können. IA
soll, nach den programmatischen Aussagen der Weltbank dazu, auch armen Menschen
mehr Mitspracherecht garantieren und soziale Exklusion feststellen können
also Fälle, in denen die Spielregeln für unterschiedliche Akteure
unterschiedlich aussehen (vgl.
World
Bank 2006).
Institutionenanalyse wird auch als Beitrag zur Trägeranalyse genutzt, etwa
zur Beantwortung der Frage nach den Kapazitäten zur Programmimplementierung
oder im Hinblick auf die Legitimität einer Organisation bei der Bevölkerung.
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Integration
Integration ist abgeleitet vom lateinischen integratio und bedeutet
die Wiederherstellung eines Ganzen Die Integration in ein soziales
Gebilde (Gemeinschaft, Gesellschaft, soziale Gruppe, Staat) hat nach einer soziologischen
Definition die Anerkennung eines Minimalkonsenses bezüglich der gemeinsamen
Grundwerte und der Verhaltens- und Orientierungsmuster zur Voraussetzung.
Mit der Diskussion um Deutschland als Einwanderungsland hat das Thema einen
neuen gesellschaftlichen Stellenwert bekommen. Dabei stehen sich die Forderungen
nach Assimilation und die nach Integration gegenüber.
Assimilation
bedeutet die Anerkennung der gesellschaftlich-politischen Grundordnung des Einwanderungslandes
bei gleichzeitiger Aufgabe der eigenen spezifischen Herkunftstradition (
Leitkultur).
Integration bedeutet das Ja zur eigenen Kultur bei gleichzeitigem Ja zur gesellschaftlich-politischen
Grundordnung des Einwanderungslandes (Grundwertekonsens).
Grundlage von Integration ist nach einer Definition des DGB-Bildungswerkes eine
gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft. Sie ist ein Prozess, bei dem
beide Seiten gefordert sind: "Aus Sicht der MigrantInnen umfasst Integration
zunächst einmal die Bereitschaft, ihren Teil zur Entwicklung des Landes
und der Gesellschaft beizutragen und im Gegenzug die Rechte nutzen zu können,
die Staat und Gesellschaft bieten. Das schließt die Anerkennung der im
Grundgesetz festgelegten Grund- und
Menschenrechte
ein. Diese Kombination von Pflichten und Rechten schafft eine Verbundenheit
zur Gesellschaft. Aus Sicht der deutschen Gesellschaft bedeutet Integration
Sicherung eines friedlichen Zusammenlebens durch eine immer wieder neu herzustellende
Kultur der Akzeptanz, die es den MigrantInnen ermöglicht, unter Beibehaltung
ihrer ethnischen, kulturellen und religiösen Identität ihren Lebensmittelpunkt
in dieser Gesellschaft zu finden und zu sichern. (...).
Türkische Jugendliche, die in Deutschland geboren wurden, haben andere
Probleme als AussiedlerInnen aus Osteuropa, die automatisch deutsche StaatsbürgerInnen
werden. Und die wiederum andere als die angeworbenen ArbeitnehmerInnen, die
heute in Deutschland als RentnerInnen leben. Das heißt: Es muss immer
auf die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Menschen reagiert werden."
(
DGB
Bildungswerk 2001;
Internetquelle)
Die deutsche Bundesregierung verlangt von Migranten nur das Bekenntnis zu einem
Grundwertekonsens, der jedem in Deutschlandlebenden Bürger zuzumuten sei
und sich aus dem Sinn der Staatlichkeit als einer territorialen Ordnung ergebe.
Er besteht aus dem Wertedreieck: Grundgesetz achten; deutsche Gesetze respektieren;
deutsche Sprache beherrschen.
Leitkultur
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Interkultur
"Es handelt sich hierbei weniger um einen Raum- als um einen Prozessbegriff:
Interkulturen entstehen dann, wenn Beteiligte aus konzeptuell unterschiedlichen
Lebenswelten A und B miteinander agieren bzw. kommunizieren. Interkulturen existieren
dementsprechend auch nur in Abhängigkeit ihrer Beteiligten. Sie ereignen
sich: sie werden permanent neu erzeugt, und zwar im Sinne eines Dritten,
einer Zwischen-Welt C, die weder der Lebenswelt A noch der Lebenswelt B vollkommen
entspricht. Weil es sich um ein Handlungsfeld, um einen Prozess handelt, ist
eine Interkultur also gerade nicht statisch als Synthese von A und B im Sinne
eines 50:50 oder anderswie gewichteten Verhältnisses zu denken. Vielmehr
kann in dieser Begegnung im Sinne eines klassischen Lerneffekts eine vollständig
neue Qualität, eine Synergie, entstehen, die für sich weder A noch
B erzielt hätten" (
Interkulturelle
Kompetenz Online 2004:
Internetquelle).
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Interkulturalisten
Die professionellen Managementexperten für interkulturelle Kommunikation
werden von Dahlen (
1997)
in einer bekannten Studie "Interkulturalisten" (Interculturalists)
genannt. Ihr Markt wächst in den letzten Jahren. Die Vermittlung kulturellen
Wissens, früher eine Aufgabe des Staates oder kultureller Gemeinschaften,
wird zunehmend zum Geschäft einer Gruppe intellektueller Multiplikatoren.
Wie in anderen Branchen auch, wird die Produktpalette immer weiter diversifiziert.
Dabei geht der Trend weg von allgemeinen kulturunspezifischen Sensibilisierungstrainings
hin zu länder- oder regionsspezifischen Trainings (
Breidenbach/Nyíri
2004: 25; für einen Überblick über den deutschen Markt, der
diese Tendenz mit einer Schwerpunktsetzung auf Asien und die Transformationsländer
des Ostens bestätigt, vgl.
Keßler
2004).
Durch ihren kulturalistischen Ansatz stehen viele der Interkulturalisten der
teils repressiven und autoritären Politik asiatischer Tigerstaaten völlig
unkritisch gegenüber. So fordern zwei der bekanntesten Interkulturellen
Managementexperten Hampden-Turner und Trompenaars 1997 den Westen pauschal auf,
von Asien zu lernen. Als Autoritäten für asiatische Werte führen
sie dabei asiatische Politiker wie Lee Kuan Yew aus Singapur oder Mahatir Mohamad
aus Malaysia ins Feld, die aus heutiger Sicht für eine extrem repressive
Politik im Innern stehen (vgl.
Breidenbach/Nyíri
2004: 26 f.).
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Interkulturalität
Interkulturalität bezieht sich auf das, was passiert, wenn Menschen mit
unterschiedlichem kulturellem Hintergrund unter bestimmten strukturellen Rahmenbedingungen
einander begegnen und miteinander umgehen. Die Interferenz verschiedener kultureller
Systeme eröffnet also neue Räume, die in einschlägiger Literatur
als Interkultur, Kontaktkultur oder culture de
contact oder
third
culture; bezeichnet werden. Trotz der Begriffspluralität bezeichnen
die Autoren hiermit lediglich das dynamische Interaktionsverhältnis zwischen
Kulturen, das neue interkulturelle Räume generiert: "Die dadurch entstehende
partielle Gemeinschaft ist weder als bloße Addition der kulturellen Identitäten
zu verstehen noch als Selektion von Teilen aus ihnen, sondern stellt sich als
eine neue Welt für sich dar, die zerfällt, sobald das gemeinsame Handeln
endet" (
Wille
2003;
Internetquelle).
Antweiler (
2002)
setzt Interkulturellen Umgang von
interkultureller
Kommunikation ab, weil es bei interkulturellem Umgang auch um Prozesse
geht, in denen nicht Kommunikation im Mittelpunkt steht (z. B. Migration, Vertreibung,
Segregation, Tourismus). Ferner erlaubt die Rede vom Umgang statt von Kommunikation
auch das Einbeziehen von Situationen, in denen einerseits kaum kommuniziert
wird, und andererseits solche, in denen mehr als nur Kommunikation eine Rolle
spielt, z. B. der institutionalisierte Umgang mit Fremden als Ausländern.
Antweiler differenziert:
"Hier spielt weit mehr herein, als nur unterschiedliche Kommunikationscodes.
(...) Ich vermeide auch die Termini interkulturelle Verständigung
(
Dettmar
1989), internationaler Austausch und interkulturelle Begegnung,
weil diese Wörter Gleichheit der Partner suggerieren. Tatsächlich
sind die Beziehungen im interkulturellen Umgang aber in aller Regel asymmetrisch;
Macht spielt in welcher Form auch immer herein. (...)
Die zentrale Frage ist nun, unter welchen strukturellen Rahmenbedingungen sich
interkultureller Umgang abspielt. Ebenso wenig, wie man Vorurteile einfach durch
Aufzeigen der Fakten beheben kann, führen interkulturelle Begegnungen per
se zum Abbau von Fremdbildern. Das zeigen viele Erfahrungen und hier liegt wohl
das Hauptproblem der Diskussion um interkulturelle Erziehung, was ihre praktische
Umsetzung betrifft. Dettmar (
1989:
260 ff.) zeigte z. B. folgende mögliche Auswirkungen der Begegnung von
Deutschen und Afrikanern in Hamburg: (i) Spannungen und Beziehungsabbruch durch
Kategorisierungen; (ii) Aufrechterhaltung vorheriger Vorstellungen trotz persönlicher
Beziehungen, und in Einzelfällen (iii) eine Relativierung früherer
Vorstellungen über den Begegnungspartner. Entscheidend ist der Rahmen von
Dominanz und Unterordnung, der die Situation der beteiligten Gruppen strukturell
bestimmt und damit die Umgangssituation insgesamt formt. Salopp gesagt: Wer
hat das Heimrecht, wer ist geduldeter Gast?" (
Antweiler
2002).
Welsch kritisiert am Begriff der Interkulturalität, dass er noch immer
von einer insel- bzw. kugelartigen Verfassung der Kulturen ausgehe. Das klassische
Kulturkonzept schaffe durch den separatistischen Charakter der Kulturen das
Problem der strukturellen Kommunikationsunfähigkeit und schwierigen Koexistenz
dieser Kulturen. Das Konzept sei nicht radikal genug, sondern bloß kosmetisch.
Er schlägt deshalb den Begriff der
Transkulturalität
vor (
Welsch
2002).
Macht
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interkulturell
Wörtlich "zwischen den Kulturen"; Phänomene des Umgangs,
der Interaktion, meistens Prozesse der Kommunikation, die sich zwischen Angehörigen
mindestens zweier verschiedener Kulturen abspielen; ein oft positiv besetztes
und auf Verständigung oder Verstehen zielendes Wort, das aber die Vorstellung
von mindestens zwei zunächst völlig getrennten Kulturen beinhaltet.
Manche Autoren schlagen deshalb das Wort
Transkulturalität
vor.
Interkulturalität,
interkultureller Umgang
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Intoleranz
"Intoleranz (Unduldsamkeit) bedeutet, dass Akzeptanz abschließend
versagt wird, obwohl
a) außer einer irrationalen Gefühlsregung nichts für eine solche
Bewertung spricht;
b) das eigene Wissen für eine abschließende Bewertung nicht ausreicht;
c) die zuvor angestrengte gedankliche Auseinandersetzung der abschließenden
Beurteilung nicht gerecht wird, oder
d) keine Not bestand, eine solche abschließende Bewertung zu treffen,
da Beeinträchtigungen für einen selbst und andere, die von dem entsprechenden
Sachverhalt ausgehen, offensichtlich vernachlässigbar sind.
Gründe, Ursachen und Motive der Intoleranz: Nach Meinung einiger Psychologen
sind Neid und versteckte Minderwertigkeitsgefühle Gründe für
Intoleranz. Dem Begriffspaar Toleranz/Intoleranz wohnt eine vielleicht überraschende
Dialektik inne: Eine tolerante Gesellschaft, die Intoleranz toleriert, läuft
Gefahr, entgegen der eigenen Absicht Intoleranz zu stärken. Intoleranz
gegenüber antitoleranten Ideologien und Bewegungen steht also durchaus
im Dienste der Toleranz" (
Wikipedia
2004: Intoleranz;
Internetquelle).
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Invented Tradition
Nation
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