Bedeutung, kulturelle

Der vor allem von der Weltbank benutzte Begriff der kulturellen Bedeutung ("cultural significance") wird im Rahmen der Kultur(erbe)politik genutzt, um den Wert einer Sehenswürdigkeit einzuschätzen. Er beinhaltet ästhetischen, historischen, wissenschaftlichen, sozialen und ökonomischen Wert (vgl. World Bank 2003).

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Bedeutungsgewebe

Der Begriff wurde vom Ethnologen Clifford Geertz geprägt, der zur Erforschung von Lebenswelten mit geringer kultureller Komplexität ein semiotisches Kulturverständnis zu Grunde legt, das Kultur als einen Komplex von Bedeutungen auffasst (vgl. Wille 2003; Internetquelle): "Der Kulturbegriff, den ich vertrete und dessen Nützlichkeit ich (...) zeigen möchte, ist wesentlich ein semiotischer: Ich meine mit Max Weber, daß der Mensch ein Wesen ist, das in selbstgesponnene Bedeutungsgewebe verstrickt ist, wobei ich Kultur als dieses Gewebe ansehe. Ihre Untersuchung ist daher keine experimentelle Wissenschaft, die nach Gesetzen sucht, sondern eine interpretierende, die nach Bedeutungen sucht. Mir geht es um Erläuterungen, um das Deuten gesellschaftlicher Ausdrucksformen, die zunächst rätselhaft erscheinen." (Geertz 1987: 9; cit. in Wille 2003; Internetquelle).

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Berufskultur

Interaktionspartner in interkulturellen Situationen begegnen sich nicht nur als Vertreter von Nationalkulturen, sondern auch als Angehörige von Subkulturen. Als solche werden regionale Kulturen, soziale Klassen, Organisationen, aber auch Berufskulturen bezeichnet. Die berufsspezifischen Sozialisationsprozesse bewirken die Herausbildung von gruppen- bzw. berufsspezifischen Standardisierungen. Diese haben Leit- bzw. Orientierungsfunktion für das berufliche Handeln und sind als fester Bestandteil von Berufsbildern anzusehen (vgl. Wille 2003: Berufskultur; Internetquelle).

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Blindheit, kulturelle

Kulturelle Blindheit bezeichnet die Vernachlässigung bzw. das Ausklammern der soziokulturellen Dimension und ihres Einflusses auf menschliches Verhalten. Dies kann in der Kulturbegegnung zu falschen Zuordnungen (Fehlattributionen) führen. Die daraus entstehenden interkulturellen Missverständnisse können über eine interkulturelle Sensibilisierung transparent gemacht werden (vgl. Wille 2003: Kulturelle Blindheit; Internetuelle). interkulturelles Training

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BMZ / staatliche EZ und Kultur

Seit 1982 bis 1999 gab es mehrere Versuche, die soziokulturelle Dimension von Entwicklung zu operationalisieren (soziokulturelle Schlüsselfaktoren). Der Beitrag des langjährigen BMZ-Referenten Uwe Simson mit den sog. soziokulturellen Schlüsselfaktoren "Legitimität", "Erreichter Entwicklungsstand" und "Ethnische Heterogenität" hat sich dabei als besonders prägend erwiesen. Trotz vielstimmiger und anhaltender Kritik an Simsons modernisierungstheoretisch geprägtem Begriff von Entwicklung und dem Schematismus seines Modells bildete es die Grundlage für das 1992 vom BMZ verabschiedete Rahmenkonzept "Soziokulturelle Fragen in der Entwicklungspolitik" (Soziokulturelles Rahmenkonzept). Das daraus entwickelte Schlüsselfaktorenkonzept ging 1999 in das Partizipationskonzept des BMZ ein. Letzteres formuliert den Zusammenhang zwischen Entwicklung und Kultur wie folgt: "Für die Bewertung und Umsetzung von Entwicklungszielen spielt Kultur eine herausragende Rolle, denn die kulturellen Prägungen der Menschen bestimmen, was ihnen wertvoll und erstrebenswert ist. Kultur ist außerdem Grundlage und Voraussetzung für Innovation und Kreativität (...). In der Begegnung, im Austausch und der gegenseitigen Beeinflussung der Kulturen spielt die partizipatorische EZ eine wichtige Rolle. Sie leistet damit einen Beitrag zum kulturellen Dialog" (BMZ 1999b: 5).
Kompatibilität; Legitimität; Soziokulturelle Bedingungen; Soziokulturelle Faktoren; Soziokulturelle Heterogenität; Soziokulturelle Kurzanalysen; Soziokulturelle Schlüsselfaktoren; Sozioökonomische Kurzanalysen.
Seit dem terroristischen Anschlag auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 spielt auch der Dialog der Kulturen und Zivilisationen eine wichtige Rolle. Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Frage, wie und ob die deutsche Entwicklungszusammenarbeit zu einer Stärkung der Identität der Kooperationsländer beitragen kann. Burghard Claus (2001: 321) vermerkt dazu kritisch: "Internationale EZ hat im Laufe ihrer kurzen Geschichte ständig an Interventionstiefe zugelegt. Angefangen hat sie mit der Demonstration des Know-hows der Industrieländer, heute steht sie vor einem der letzten Tabus, den Wertvorstellungen, der kulturellen Identität der Partner. In den Vorstellungen vieler Geber könnten Interventionen mit dem Ziel der Veränderung kultureller Einstellungen - z. B. über das Bildungsangebot - die wirtschaftliche Entwicklung positiv beeinflussen" (Claus 2001: 321). Claus rät zur Vorsicht bei der Intervention in die Kultur der Kooperationsländer durch entwicklungspolitische Maßnahmen. "Wir sollten es dabei belassen, dass sich die kulturelle Identität unserer Partner (...) auch ohne gezielte Intervention im intra- und interkulturellen Dialog wandelt und nach eigenen Zielen entwickelt. In diesen Dialog können und sollten wir unsere Vorstellungen einbringen. Sollte das Verhalten unserer Partner im Widerspruch zu unseren eigenen Wertvorstellungen stehen, haben wir kein Gegenmittel außer der Kraft des Arguments oder den Rückzug" (Claus 2001: 321).

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Bounded Culture

Kultur als abgeschlossenes System
Kugelmodell

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Branding, global

Marketing und Kultur

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Bühne, kulturelle

Der Begriff der "kulturellen Bühne" geht auf Erving Goffman zurück. Dieser bezeichnete das Feld der alltäglichen Interaktionen als eine Bühne, auf der Menschen sich selbst darstellen. Während wir auf einer Vorderbühne (frontstage) Theater spielen, geben wir unsere wahre Identität nur im geschützten Kreis, auf der ›Hinterbühne (backstage)‹, sozusagen ›hinter den Kulissen‹; preis (vgl. Goffman 1983: 99-128). In der interkulturellen Begegnung bietet diese Hinterbühne "... den Zufluchtsort, an dem man sein eigenes Leben lebt, der eigenen Identität bewusst wird und sich auch zum Schutz vor Gästen zurückzieht. Deshalb grenzen die Akteure die Hinterbühne vom Publikum ab, um einerseits ihren persönlichen Freiraum zu sichern und andererseits die Perfektion der Inszenierung auf der Vorderbühne nicht zu stören" (Herdin/Luger 2001 für die Begegnung zwischen Touristen und Einheimischen im Kulturtourismus).
Der Begriff der kulturellen Bühne wird seit einiger Zeit - allerdings sehr unscharf - auch als Metapher im Rahmen von Partizipationspapieren der GTZ gebraucht. Nach Zimmermann (2003) vermittelt die kulturelle Bühne für die Akteure innerhalb einer Kultur Regelvertrauen in einem Feld von Unterstützung (soziale Geborgenheit, Fürsorge, Sicherheit), Ordnung (begründet Abhängigkeiten und Loyalität) und Motivation (Sinngebung, religiöse Vorstellungen, Moral und Justiz; vgl. Kernkultur). Interkulturelle Zusammenarbeit fördere, lockere oder zerstöre nun diese soziale Integration. Sie verändere Loyalitäten, Machtverhältnisse und Verhaltensnormen und könne so in eine Orientierungskrise führen (vgl. Zimmermann 2003).

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