Oberflächen / Tiefenstruktur

Kulturen verfügen nach Ansicht vieler Kommunikationsforscher über eine sogenannte Oberflächenstruktur, die wahrnehmbar ist, wie etwa Gebäude, Riten oder auch die Sprache (sog. "Perceptas"= wahrnehmbare Strukturen). Die Tiefenstruktur liefert das dahinter liegende Konzept, die in der betreffenden Kultur bekannten Bedeutungen und Interpretationen des Wahrnehmbaren (das Wertesystem oder die "Conceptas").
Eisbergmodell (Wille 2003: Oberflächen/Tiefenstruktur; Internetquelle).

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Oral tradition
Tradition

Organisationskultur

Die klassische betriebswirtschaftliche Perspektive geht davon aus, dass Organisationskultur eine steuerbare Unternehmensvariable ist, die vom Management als Instrument zur Effizienzsteigerung genutzt werden kann (›die Organisation hat eine Kultur‹). Der interpretative Ansatz (›die Organisation ist eine Kultur‹) betrachtet Organisationskultur eher als "ein implizites Phänomen; in ihm bündeln sich die Denkfiguren, Hintergrundüberzeugungen, Wertvorstellungen, Handlungsmuster usw., die sich im Laufe der Zeit im Umgang mit Problemen aus der Umwelt und der internen Koordination herausgebildet haben und bewusst oder unbewusst kultiviert und weitergegeben werden" (Schreyögg 1999; cit. in Wille 2003; Organisation; Internetquelle). Sie kann deshalb nicht direkt erfasst werden.
Der interpretative Ansatz untersucht deshalb Kulturfelder, kultureller Prägungen primärer Art (ethnische Herkunft, Nationalität, Religion, Schichtzugehörigkeit, sogenannte "cultural blueprints"; Wheelan 1994) und sekundärer Art (funktionale Gruppen, Hierarchieebenen = Subkulturen), wie sie aus der Sicht der Organisationsmitglieder selbst wahrgenommen und erfahren werden.
Postmodernisten bezweifeln am ›homogenen‹ Organisationskulturansatz allerdings das Konzept der Tiefe – also die Annahme, dass Organisationskultur ein vorbewusstes und tief verankertes Konstrukt in den ›Köpfen‹ der Mitglieder ist – die Homogenität und den überdauernden Konsens. Postmoderne Organisationskulturdefinitionen betonen die lose Verbindung von Individuen.

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Orientierungen, kulturelle

Der Begriff ›Orientierung‹ bezieht sich nach Flechsig ursprünglich auf die räumliche Orientierung des Menschen. "Er weiß, wo er sich im (dreidimensionalen) Raum befindet, er kennt also seinen Standort und seine Lage in diesem Raum und hat Vorstellungen über die Beschaffenheit der Umwelt, in der er sich befindet. Hat er sich verirrt, versucht er dann, sich zu orientieren, also herauszufinden, wo er sich befindet und wie er sich in seiner Umwelt bewegen kann."
Der Begriff ›kulturelle Orientierung‹ überträgt diese Vorstellung von der Orientierung im dreidimensionalen Raum auf die Position des Menschen im Hinblick auf kulturelle Bezugssysteme. Mit zunehmender gesellschaftlicher Ausdifferenzierung wird danach auch der ›kulturelle Raum‹ vieldimensionaler. "Jemand kann sich dann als Europäerin und Katholikin, Ärztin und Feministin, Seniorin und Sozialistin, Bürgerin der Bundesrepublik Deutschland und Hessin zugleich verstehen. Und sie kann von anderen zu Recht oder zu Unrecht diesen Bezugsgruppen zugeordnet werden. Welche Kombinationen dabei häufiger oder weniger häufig vorkommen, in welchen Situationen welche Bezugssysteme sich manifestieren und welche Entwicklungen Menschen im Laufe ihres Lebens machen, verweist auf empirisch zu ermittelnde Tatbestände. Anders ausgedrückt, ›kulturelle Identität‹ von Menschen in modernen Gesellschaften ist ein komplexer Sachverhalt, da kulturelle Orientierungen sich auf eine Vielzahl kultureller Bezugssysteme richten. (...)
Das Bedürfnis oder die Notwendigkeit bewusster kultureller Orientierung entsteht vor allem bei Begegnung und Kontakten mit Menschen anderer kultureller Orientierung oder in ›fremden‹ kulturellen Kontexten. Fremdheitserfahrung löst dann häufig auch die Frage oder die Suche nach ›eigenen‹ kulturellen Orientierungen aus." (Flechsig 2001; Internetquelle).
Flechsig schlägt eine Operationalisierung der Kategorien und Indikatoren vor, die sich mit den Einstellungen von Menschen (z. B. Umwelt und zu der Möglichkeit, diese zu kontrollieren, zu Phänomenen von Zeit wie Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Pünktlichkeit und Gleichzeitigkeit), mit Kommunikationsformen und Kommunikationsstilen beschäftigen (ob man offen und direkt oder höflich und indirekt kommuniziert, ob man Emotionen zeigt oder rein sachbezogen argumentiert). Im Gegensatz zu kulturessentialistischen Ansätzen betont er jedoch, dass Menschen hinsichtlich ihrer kulturellen Orientierungen nicht grundsätzlich festgelegt seien, dass sie sich im Laufe des Lebens verändern, dass sie schließlich von den Akteuren situationsbezogen und flexibel gehandhabt werden. Kultur als Fluxus

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Othering

Der Begriff Othering (von engl. other = "andersartig" mit der Endung -ing", um das Substantiv bzw. Adjektiv zu einem handelnden Verb zu machen) beschreibt den Gebrauch von und die Distanzierung oder Differenzierung zu anderen Gruppen, um seine eigene ›Normalität‹ zu bestätigen. Im Deutschen könnte man es transitiv mit "jemanden anders(artig) machen" bzw. "Veranderung" übersetzen. Der Begriff wurde ursprünglich von Gayatri Spivak geprägt für den Prozess, durch den der imperiale Diskurs die Anderen bzw. "das im Machtdiskurs ausgeschlossene Andere" kreierte (Spivak 1985).
Othering beschreibt den Prozess, sich selbst bzw. sein soziales Image positiv hervorzuheben, indem man einen anderen bzw. etwas anderes negativ brandmarkt und als andersartig, das heißt ›fremd‹ klassifiziert, sei es wegen der Rasse, der geographischen Lage, der Ethik, der Umwelt oder der Ideologie. In dieser Differenzierung liegt potenzielles hierarchisches und stereotypisches Denken, um seine eigene Position zu verbessern und als richtig darzustellen.
Othering ist somit ein Akt, sich mit anderen zu vergleichen und zur gleichen Zeit sich von ihnen zu distanzieren, wobei man meint, dass Menschen und Gesellschaften, deren Leben und historische Erfahrungen von den eigenen abweichen, sich von den eigenen unterscheiden (was wahr ist) und nicht verständlich oder minderwertig sind (was nicht wahr ist). Man befürchtet außerdem, dass sich fremde Einflüsse auf die eigene Kultur ausweiten und sie damit bedrohen könnten. Bezeichnet sich eine Gruppe als ›von Gott ausgewählt‹, grenzt sie sich von den nicht Erwählten ab, geht aber auch das Risiko ein, von den anderen untergraben zu werden (vgl. Wikipedia 2004: Othering; Internetquelle). Ethnozentrismus

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